Nur acht neue antibiotische Wirkstoffe in den letzten zehn JahrenIm Jahr 2019 waren knapp 18 Millionen Verordnungen von Reserveantibiotika für gesetzlich versicherte Patienten zu verzeichnen. Damit entfiel mehr als jede zweite Antibiotikaverordnung auf ein Reserveantibiotikum. Jeder sechste Versicherte hat mindestens einmal ein solches Medikament erhalten. Die Verordnungen von Antibiotika der Reserve sind in den letzten Jahren zwar leicht rückläufig, aber ihr Anteil lag auch 2019 wieder besorgniserregend hoch. Reserveantibiotika sollten nicht zur Therapie von „normalen“ Infektionen wie Erkältungen eingesetzt werden, sondern nur im Bedarfsfall bei schweren bakteriellen Erkrankungen. Je sorgloser sie verordnet werden, desto resistenter werden Bakterien gegen Antibiotika. Die einstigen Wunderwaffen gegen Infektionskrankheiten werden durch ihren starken Einsatz sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tierhaltung zunehmend stumpfer. Das Problem der Antibiotika-Resistenzen wird noch dadurch vergrößert, dass die pharmazeutische Industrie in den letzten Jahren nur wenige neue Antibiotika auf den Markt gebracht hat. Inzwischen scheint die Politik das Marktversagen in diesem Pharmamarkt zu erkennen und fördert die Forschung und Entwicklung direkt. |