Bis 2030 werden allein aufgrund der Alterung der Bevölkerung zusätzlich rund 130.000 Pflegekräfte in der Langzeitpflege gebraucht. Das zeigt eine aktuelle Analyse im Pflege-Report 2019 (WIdO-Pressemitteilung vom 08.07.2019). Hochgerechnet auf Vollzeitstellen pflegen und betreuen aktuell knapp 590.000 Pflegekräfte die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen. 2030 werden rund 720.000 Personen benötigt. Bis zum Jahr 2050 steigt der Bedarf auf insgesamt knapp 1 Million Pflegekräfte an. Dennoch gilt: Dies sind konservative Schätzungen, denn in den Vorausschätzungen sind weitere Einflüsse auf den Personalbedarf zu berücksichtigen. So entwickelt sich die Zahl der Pflegebedürftigen bisher schneller, als es allein aufgrund der demographischen Entwicklung zu erwarten wäre. Außerdem müssen die bereits von der Politik angekündigten Maßnahmen zur verbesserten Personalbesetzung in Pflegeheimen berücksichtigt werden.
Auf Länderebene fällt die Entwicklung des Personalbedarfs aufgrund der jeweiligen Altersstruktur der Bevölkerung unterschiedlich aus. 2017 reichte die Spanne des Anteils an Pflegebedürftigen in der Bevölkerung von 3,5 Prozent in Bayern bis 6,7 Prozent in Brandenburg. Für 2030 erwartet der Pflege-Report Anteile zwischen 4,1 Prozent in Bayern und 8,8 Prozent in Brandenburg. 2050 werden die Unterschiede voraussichtlich noch größer ausfallen: Dann hat Hamburg mit 5,5 Prozent den niedrigsten Anteil an Pflegebedürftigen und Brandenburg mit 11,1 Prozent den höchsten. Insgesamt legt der Anteil der zu pflegenden Bevölkerung in fast allen Bundesländern von 2017 auf 2050 um 60 bis 70 Prozent zu, nur in den Stadtstaaten fällt der Anstieg mit 40 Prozent etwas geringer aus. Die Personalprojektionen sind Ausgangspunkt für den thematischen Schwerpunkt des Pflege-Reports 2019. In insgesamt 19 Fachbeiträgen werden die Ursachen der Personalnot umfassend analysiert sowie mögliche Maßnahmen, die ein quantitativ wie qualitativ ausreichendes Angebot an Pflegepersonal sicherstellen sollen. Zu den Ursachen gehören beispielsweise die hohen krankheitsbedingten Fehlzeiten. Sie entstehen durch die psychischen und physischen Belastungen in der Pflege, die häufig als belastend empfundenen Arbeitszeiten sowie das als nicht leistungsgerecht empfundene Einkommen. Die in den einzelnen Beiträgen diskutierten Ansatzpunkte, die Pflege wieder attraktiver zu machen und Pflegekräfte zu unterstützen, erstrecken sich u. a. auf die Reform und Förderung der Ausbildung, Prävention und Gesundheitsförderung für Pflegekräfte, Verbesserungen in der Arbeitsorganisation und Führungskultur, Technikeinsatz in der Pflege, verbesserte Personalquoten, Entlastung durch Zuwanderung und eine bessere Vergütung von Pflegekräften. Ergänzend zum Schwerpunktthema werden in einem umfangreichen Datenteil empirische Analysen zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland sowie zur Inanspruchnahme verschiedener Pflegeformen bereitgestellt. Darüber hinaus liefert der Report wesentliche Einblicke in die gesundheitliche Versorgung der Pflegebedürftigen in den Bereichen der ambulant-ärztlichen und medikamentösen Versorgung sowie an der Schnittstelle zum Krankenhaus. |