Arzneiverordnungs-Report 2009 erschienen

Am 17. September 2009 wurde der Arzneiverordnungs-Report 2009 in der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt. In diesem Jahr erscheint dieses Standardwerk zum 25. Mal. Der Arzneiverordnungs-Report 2009 analysiert 723 Millionen Verordnungen, die von über 135.000 Vertragsärzten im Jahr 2008 ausgestellt worden sind. Der Report beschreibt die Einführung neuer Arzneimittel, bewertet den therapeutischen Nutzen, berechnet die Kosten und gibt Ärzten konkrete Verordnungsempfehlungen. Darüber hinaus werden Patienten- und Herstellerprofile dargestellt und eine ökonomische Bewertung des Arzneimittelmarktes vorgenommen. Ärzten steht damit eine wichtige Entscheidungshilfe in der Pharmakotherapie zur Verfügung, um eine Verordnung nach therapeutischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten treffen zu können.

Der Fertigarzneimittelumsatz ist im Jahr 2008 auf 26,7 Milliarden Euro angestiegen, ein Plus von 5,4 Prozent. Ursache dafür sind mehr Verordnungen, die im Durchschnitt auch teurer waren. Ferner haben strukturelle Verschiebungen erneut eine wichtige Rolle gespielt und ein Umsatzplus von fast 1,2 Milliarden Euro verursacht.

Der Arzneiverordnungs-Report widmet sich diesem Jahr im Rahmen eines Spezialkapitels der Analyse von Impfstoffen. In die Berechnungen wurde auch der Praxisbedarf mit einbezogen. Im Jahr 2008 betrug der Gesamtumsatz bei den Impfstoffen 1,5 Milliarden Euro, ein Anstieg um 230 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Dabei belegten die Grippeimpfstoffe mit 316 Millionen Euro den ersten Platz. Die neuen Impfstoffe gegen Gebärmutterhalskrebs erreichten mit 245 Millionen Euro bereits den dritten Platz.

Der Arzneiverordnungs-Report 2009 benennt für das Jahr 2008 Effizienzreserven in Höhe von 3,4 Milliarden Euro, ohne dass Qualitätsverluste in der Therapie entstehen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Ärzte konsequent preiswerte wirkstoffgleiche Generika anstelle teurer Originalpräparate verordnen (Potenzial 1,1 Milliarden Euro), dass sie anstelle teurer patentgeschützter Analogsubstanzen preiswerte Generika des bereits patentfreien ursprünglich innovativen Wirkstoffs verschreiben (1,7 Milliarden Euro) und dass sie auf die Verordnung von Medikamenten mit umstrittener Wirkung verzichten (0,6 Milliarden Euro). Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern können bei der Potenzialberechnung nicht berücksichtigt werden, da über die ausgehandelten Rabatte zwischen den Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart wurde. Dennoch zeigen die Potenziale, dass aufgrund großer Preisunterschiede Effizienzreserven bestehen.

Trotz des vorhandenen Einsparpotenzials wurden Generika effizienter verordnet. Obwohl mehr Generika verordnet wurden, ist deren Umsatz um rund 300 Millionen Euro zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies einerseits auf sinkende Preise und andererseits darauf, dass preiswertere Generika verordnet wurden. Begründet wird dies auch damit, dass in diesem Segment die Instrumente zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, wie Festbeträge, Bonus-Malus und gestärkter Vertragsbereich, ihre Wirkung entfalten können. Dank der Stärkung der Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern haben die rabattierten Arzneimittel im Dezember 2008 47 Prozent des Umsatzes und 63 Prozent der Verordnungen im generikafähigen Markt erreicht.

Hingegen erreichen im Jahr 2008 die Spezialpräparate – trotz eines geringen Verordnungsanteils von 2 Prozent – mit einem Umsatz von 7 Milliarden Euro bereits rund 26 Prozent des Fertigarzneimittelmarktes. Dabei handelt es sich um ein stark dynamisches Marktsegment, der Umsatzanstieg betrug im Vergleich zum Vorjahr 750 Millionen Euro. Spezialpräparate sind Arzneimittel beispielsweise aus dem Bereich der Onkologie, der Transplantationsmedizin, der Reproduktionsmedizin und der HIV-Therapie.

Die Analysen des Arzneiverordnungs-Reports zeigen zwei gegensätzliche Trends: Preiswettbewerb und sinkende Kosten bei patentfreien Arzneimitteln und gleichzeitig eine dynamische Umsatzentwicklung bei teuren innovativen Spezialtherapien. Um eine hochwertige Arzneimitteltherapie auch morgen noch bezahlbar zu machen, müssen jetzt unterstützende Instrumente scharf gestellt werden. Darüber hinaus gilt es künftig die Effizienzreserven von immerhin 3,4 Milliarden Euro zu erschließen. Damit kann weiterhin ohne Einbußen in der Qualität eine hochwertige und gleichzeitig rationale Versorgung der GKV-Versicherten gewährleistet werden.

Ulrich Schwabe; Dieter Paffrath (Hrsg.) Arzneiverordnungs-Report 2009. Aktuelle Daten, Kosten, Trends und Kommentare. Springer 2009, XVI, 1077 S., 83 Abb., Softcover. Broschiert, 47,95 EUR; 74,50 CHF, ISBN 978-3-642-01079-8. 

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