„Willst Du den Teich trockenlegen, dann frage die Frösche nicht“ ist ein bekannter Spruch, wenn es darum geht, Reformen im Gesundheitswesen durchzusetzen. Doch manchmal ist die Sicht der Betroffenen notwendig, um wieder den Blick fürs Wesentliche zu stärken:
Mehr als 60 Prozent der Altenpfleger würde sich im Alter nicht freiwillig in ein Heim begeben aus Angst vor fehlendem Personal, unzureichender psychosozialer Betreuung und Willkür. Bei diesen Ergebnissen einer Studie des Wirtschaftssoziologischen Instituts der Universität Bonn ist es nicht verwunderlich, dass fast jede fünfte Pflegekraft ernsthaft daran denkt, ihren Beruf an den Nagel zu hängen. Die Liste der Qualitätsdefizite in deutschen Pflegeheimen ist lang: In jedem zweiten Heim gibt es keine individuellen Pflegeziele und in jedem dritten Haus keine fachgerechte Planung der Pflegeprozesse. Existiert ein Pflegekonzept, dann wird es in 42 Prozent der Fälle nicht umgesetzt.
Im GGW-Schwerpunkt „Qualität in der Pflege“ erörtern Experten Instrumente und Wege aus dem Qualitätsdilemma. Bettina Gerste und Antje Schwinger vom Wissenschaftlichen Institut der AOK, Bonn, geben eine Bestandsaufnahme über Verfahren der Qualitätssiegel und Zertifikate für Einrichtungen der Langzeitpflege in Deutschland. Ihr Fazit: Konsentierte Kriterien zu „guter“ Pflegequalität und valide Messinstrumente sind notwendig, um die Aussagekraft solcher Qualitätssicherungsinstrumente zu verbessern. Christina Ding-Greiner und Andreas Kruse vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg fordern eine zusätzliche Qualifizierung in der Altenpflege mit differenzierter Schwerpunktbildung.
Eine solche Professionalisierung ist mit Blick auf das Ziel einer ganzheitlichen Pflege angesichts der veränderten Anforderungen in der ambulanten und stationären Altenpflege unumgänglich. Neue Wege zur Qualitätssicherung beschreiben Harold Engel von der AOK Bayern, Rainer Burk, Fachhochschule Neu-Ulm, Thomas Kapitza, 3W GmbH, Fürstenfeldbruck, und Ottilie Randzio vom MDK Bayern mit einem Modellprojekt zur Wirtschaftlichkeitsprüfung, das auch Aussagen zur Ergebnisqualität der Pflegeleistungen ermöglicht.